2015: Anders

Im kommenden Bürgerkrieg willst Du nicht zwischen den Fronten aufgerieben werden. Was tun? Die Gegner der Demokratie ernst nehmen heißt, Integration als virtuelle Kampftechnik zu kultivieren. Du bist Anders Breivik, du bist Denis Cuspert, du bist die Pegida, du bist Al-Qaida, du bist Charlie Hebdo, du bist tolerant. (aus dem Produktflyer des ANDERS™-Systems)

Im Sommer 2011 zündete Anders B. in Oslo eine Autobombe und erschoss anschließend auf der Insel Utøya mehr als 60 junge TeilnehmerInnen eines sozialdemokratischen Nachwuchs-Camps. Wenige Monate später zog die Polizei aus einem halb verbrannten Wohnmobil in Eisenach den NSU in die deutsche Öffentlichkeit, während sich in einer Hinterhofmoschee in Solingen die Millatu Ibrahim gründete, deren führende Mitglieder mittlerweile für den „Islamischen Staat“ kämpfen.

Seit Anfang 2014 wühlte der Berliner Kulturschaffende Arne V. im Auftrag von internil in einem Haufen islamfeindlicher und jihadistischer Propaganda. Als waschechter weißer männlicher einsamer Kulturwolf trainierte er Muskeln und Hirn, studierte Schriften und Videos, verleibte sich täglich im Internet die großen Hasschöre des postpolitischen Deutschlands ein. Er arbeitete hart an seiner Zukunftsfähigkeit.

Seitdem hatten auf deutschen Straßen „Hooligans gegen Salafisten“ und „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlands“ demonstriert. Der IS hatte ein Video veröffentlicht, in dem Deutschlands berühmtester Jihad-Propagandist Dennis C. einen frisch abgeschnittenen menschlichen Kopf in der Hand hielt. Wir hätten Charlie gewesen sein können. Täglich tobte sich in den Kommentaren deutscher Zeitungen und Online-Medien eine Aggression aus, die nicht neu war, aber sich zunehmend organisierte. Politikmüdigkeit in Deutschland? Damals hatten wir noch Hoffung, dass niemand aufwachen würde.

Angesichts dieser Entwicklungen am Extremismus-Markt beschloss internil im Frühjahr 2015, in die konzeptuelle Offensive zu gehen. Um sich neben PEGIDA als weiterer Newcomer auf dem weiten Feld politischer Bildung zu etablieren, wurden Arnes authentische Erfahrungen zu einem theatralischen Dienstleistungsprodukt weiterent­wickelt. Stolz präsentieren er und seine Klone Marina M.D., Stefan K. und Tobias W. seitdem (inter)kulturell interessierten Gästen auf Ihrer Kulturveranstaltung die Coaching-Module des ANDERS™-Systems. Im kurzweiligen Pecha-Kucha-Bootcamp-Format können Besucher dort passiv/aktiv islamfeindliche, jihadistische und kulturmarxistische Extremismen trainieren und Ihre politischen Verdrängungskapazitäten testen.

Referenzen: Unser Programm hat nicht nur KulturkonsumentInnen in Hamburg, Berlin, Köln und Mannheim überzeugt, Arnes Expertise wurde nachgefragt in Vorträgen, Workshops (reCampaign 2015, Deutsches Theater Berlin, Konferenz Theater & Netz) und im Magazin „Heimatkunde“ der Heinrich-Böll-Stiftung. Kommen auch Sie und werden Sie Teil des Systems!

Anders

Post-integratives Bootcamp.

theater wrede+
Oldenburg, Mai 2014,

Fleetstreet Theater
Hamburg, Oktober/November 2014,

Theaterdiscounter
Berlin, Februar 2015,

Festival 100°
Berlin, Februar 2015,

Schillertage
Mannheim, Juni 2015,

Freies Werkstatt Theater
Köln, Dezember 2015,

flausen Festival
Bielefeld, September 2016,

Das-große Anadigi-Ende-Gelände
Hannover, Oktober 2016.

Mitarbeiter:
Stefan Kreissig,
Marina Miller Dessau,
Anne Noack,
Arne Vogelgesang,
Tobias Wollschläger.

Eine Produktion von internil.

Gefördert vom Programm flausen – young artists in residence, dem Fleetstreet Residenz-Programm, der Rudolf Augstein Stiftung und der Hamburgischen Kulturstiftung.

Fotos:
Arne Schmitt (Berlin 2015),
Tom Dobrowski (Bielefeld 2016),
Lasse Lassen (Bielefeld 2016),
internil.