Das mittlerweile abgerissene Wiener Kinderheim „Stadt des Kindes“ des Architekten Anton Schweighofer war ein herausragendes Beispiel für pädagogische Architektur der 70er Jahre. Ausdrücklicher Anspruch des Komplexes war es, mittels Verteilung der Baukörper, Offenheit des Geländes, Wohnstruktur, Asymmetrien und weitreichender Blickführungen die untergebrachten ‚Sozialwaisen‘ bereits auf architektonischer Ebene auf das ‚Leben in der Stadt‘ vorzubereiten, sie also qua Einschreibung des Raumes zu urbanen Subjekten zu erziehen. Die Kinder schrieben zurück: Außen- und Innenwände der 2002 verlassenen „Stadt des Kindes“ waren übersät von Graffiti – Kommentaren, Mitteilungen, Selbstbeschreibungen, Tagebucheintragungen. Darüberhinaus fanden sich Spuren einer Zwischennutzung des Komplexes zur Unterbringung von Geflüchteten und ihrer integrativen Vorbereitung mit Deutsch-Sprachkursen.
In der Turnhalle des Heims bauten wir ein begehbares Modell zu Utopie und Scheitern von Bildung und Erziehung, indem wir die unterschiedlichen Bereiche des Stadt-Komplexes auf die sich überlagernden Spielfelder kopierten. Über den Spielfeldlinien in unterschiedlichen Höhen gespannte Schnüre zwangen die Besucher zu ungewohnten Bewegungsformen, um sich im Raum bewegen zu können. An den Schnüren hingen per Hand auf Transparentfolie kopierte Graffiti von den Wänden der ‚Stadt‘, deren Zusammenstellung einzelne Räume innerhalb des Modells erzeugte. Im Zentrum der Halle balancierte ein Gartenhaus, in dem die Schlüssel des gesamten Heims (mit einem Gesamtgewicht von über 20 kg) verschlossen waren. Ein Performer war Teil der Installation, scheiterte in regelmäßigen Abständen am korrekten Aufsagen der Jurybegründung für den Bau des Heims, deklinierte Grundbedürfnisse an einer Tafel und protokollierte das Größenwachstum des Gartenhäuschens (immer 0).
„stimmt nicht mehr“ war Teil einer einwöchigen Bespielung des Komplexes durch das Stadt Theater Wien / Fritzpunkt mit dem Titel „In deinem Lager ist Österreich“. Die Arbeit wurde ebenfalls ausgewählt für den Wettbewerb „Utopie : Freiheit“, für dessen vierwöchige Ausstellung wir eine zweite Installation erarbeiteten, die ein archivarisches Modell der ersten darstellte und deren aus Schlüsseln gelegtes Spielfeld infolge der Bewegungen des Publikums durch den Raum über die Aussellungsdauer hinweg allmählich desintegrierte. Auch hier war ein die Veränderungen und Nicht-Veränderungen protokollierender Performer Teil des Arrangements.